Gegenbesuch in Sélestat

Publié le 03 novembre 2009 par 12341234

SELESTAT/WALDKIRCH (BZ). 3 Nov 2009.

Der Schwarzwaldverein Waldkirch-Kandel war wieder zu Gast bei seinem Schlettstädter Partnerverein Club Vosgien, Section de Séléstat. Schon 1991 konnten beide Vereine das 25-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft feiern. Von Anfang an wurde vereinbart, dass sich die befreundeten Vereine in jedem Jahr gegenseitig zu einer gemeinsamen Wanderung besuchen. Nachdem die Schlettstädter im April dieses Jahres Gäste der Waldkircher gewesen waren, erfolgte jetzt der Gegenbesuch in den Vogesen.

Die Waldkircher erkundeten auf ihrer Wanderung in den Vogesen auch alte Befestigungsanlagen an der früheren Grenze zwischen dem Elsass und Frankreich. |Der Vorsitzende des Schlettstädter Vogesenclubs, René Denner, begrüßte bei bedecktem Himmel und herbstlichen Temperaturen insgesamt 16 Wanderer, die sich, als wetterfest erprobt, nicht von einer Teilnahme abhalten ließen. Er kündigte eine "Überraschung" an, denn es ging bei dieser Wanderung nicht nur um das Erleben von Landschaft und Natur, sondern auch um die deutsch-französischeGeschichte.
Vorbei am Städtchen Ste.-Marie-aux Mines führte der Anfahrtsweg zum Col de Ste-Marie, dem Ausgangspunkt auf 772 Metern Höhe. Von dort ging es zum Tete du Violu, dem mit knapp 1000 Metern höchsten Punkt der Wanderung. Der ab und zu sich einstellende Regen ging zeitweise in Schnee über und die benachbarten höheren Berge zeigten schon einen weißen Schleier. Die gute Laune der Wandergruppe litt jedoch nicht darunter.
Dann kam die "Überraschung". Das heute dicht bewaldete Gebiet rund um den Violu-Berggipfel, an der ehemaligen Grenze zwischen dem seit 1871 wieder deutschen Elsass und Frankreich gelegen, war im Ersten Weltkrieg Schauplatz erbitterter Kämpfe gewesen. Auf ehemals deutscher Seite befanden sich, gestaffelt in drei Linien, Befestigungen und Verteidigungsbauwerke in großer Zahl, oft mit ausgedehnten unterirdischen Tunnelgängen. Neugierige Teilnehmer an der Wanderung ließen es sich nicht nehmen, durch enge Einstiege sogar in diese Unterwelt vorzudringen.


Bunker, Schützen-Unterstände, Minenwerfer-Stationen und viele andere Einrichtungen waren zu besichtigen. Als höchst kompetenten Führer durch diese historischen Anlagen hatte der Vogesenclub Schlettstadt Christian Chaton gewinnen können, den Vorsitzenden der "Association du Patrimoine Militaire du Val d’ Argent". Diese Organisation restauriert mit ehrenamtlichen Helfern die alten Festungsanlagen, die zumeist schon verfallen, überwachsen und zugeschüttet sind, mit bewundernswertem Eifer.
Beim anschließenden gemütlichen Zusammensein in einer Ferme Auberge waren sich die Teilnehmer darüber einig, dass die besichtigten Festungsanlagen ein Mahnmal darstellen mit der Botschaft, dass solche Einrichtungen nie wieder gebaut oder gar genutzt werden dürfen. Vielmehr sei das gemeinsame Treffen Ausdruck der Freude darüber, dass sich die Menschen dies- und jenseits des Rheines heute in herzlicher Freundschaft begegnen. Deshalb freuen sich auch die Mitglieder beider Vereine schon wieder auf die im nächsten Jahr geplanten gemeinsamen Wanderungen.